
Bianchini-Orgel
Orgel der Pfarrkirche SS. Rocco e Defendente – Berzona, Onsernone
Porträt
Die Orgel der Pfarrkirche SS. Rocco und Defendente in Berzona ist nicht nur im Tessin, sondern in der gesamten Lombardei und im Piemont einzigartig.
Es ist die einzige Orgel, die von einem Tessiner erbaut wurde: Carlo Bianchini, einem 1874 geborenen und 1944 verstorbenen Patrizier von Berzona, der lange Zeit in der Emigration lebte, unter anderem in Livorno.
Bianchini baute nur eine einzige Orgel, nämlich die für seine Heimatgemeinde Berzona. Er war kein Orgelbauer, sondern ein genialer Dilettant, der dieses Instrument zu Beginn des 20. Jahrhunderts vollständig mit eigenen Händen und unter Verwendung ungewöhnlicher Techniken und Materialien baute.
Die Orgel wurde 2020/22, nach jahrzehntelangem «Schweigen», von Ilic Colzani, Colzani organi s.n.c., Bulgarograsso (CO), restauriert. Dank seiner musikalischen, technischen und historischen Kenntnisse und Fähigkeiten sowie seiner Erfahrung und Leidenschaft konnte Ilic Colzani dem Werk Bianchinis gerecht werden und dieses wertvolle Unikat wieder zum Leben erwecken.




Technische Beschreibung der Orgel
Die Orgel ist eine oktavierende 3-Fuss-Orgel mit mechanischer Traktur. Vielleicht wäre es korrekter, sie als "transponierende" oktavierende Orgel zu bezeichnen, da sie eine ganze Quarte nach oben transponiert, d.h. wenn man die Taste C drückt, ist der von den Pfeifen erzeugte Ton ein F.
Musikalische Charakteristika der Orgel
Die Orgel ist eine reine Quarte über der modernen Referenz von 440Hz gestimmt. Das bedeutet, dass das gespielte A der Note D entspricht, das gespielte C der Note F, und so weiter... Die Stimmung ist angesichts der verwendeten Materialien und der Art der Pfeifen ausgezeichnet (dank Ilic Colzani), aber sie ist sicherlich nicht so perfekt, wie man es von einem herkömmlichen Instrument erwarten würde. Die Tastatur hat nur drei Oktaven von C bis C (eigentlich F-Fa), wobei das tiefste Register 3' ist, d. h. das erste C auf der Klaviatur entspricht eigentlich dem dritten F auf dem Klavier. Dazu kommt Pedalklaviatur, die eine Oktave umfasst, mit dem tiefste Register 6', d. h. das tiefste C der Pedalklaviatur entspricht dem zweiten F des Klaviers.


Nutzung eines musikalischen und historischen Unikums
Die Bianchini-Orgel, die in einer Kirche mit guter Akustik und in hervorragender Lage abseits lärmender Strassen steht, hat ihr eigenes musikalisches Potential. Aufgrund ihrer Merkmale, der Anzahl und der Klangqualität der verfügbaren Register, ist sie nicht nur für die klassische Musik, sondern auch für die grosse weite Welt der traditionellen und populären Musik geeignet: zur Begleitung von Solo- und Chorgesang, als Soloinstrument, als Schöpferin neuer, von der Tradition inspirierter Musik und neuer Formen der Interpretation, manchmal auch in Kombination mit traditionellen Instrumenten wie diatonisches und chromatisches Akkordeon, Dudelsack, Drehleier und anderen alten und/oder ethnischen Instrumenten.
Tondokumente
Tonaufnahme der Orgel, 1942
Radio Monteceneri, Maestro Amaducci
Organist: unbekannt
© vgl. Schweizerische Nationalphonothek

Die Stimme der restaurierten Bianchini Orgel, 2022
Organist: Ilic Colzani
© Ilic Colzani

Segnung der restaurierten Bianchini Orgel, 2022
Organist: Andrea Pedrazzini
© Mauro Garbani

Demonstration & Stop Tour of the Bianchini Organo in Berzona
Organist: Andrea Pedrazzini
© Andrea Pedrazzini

Per la Gloria “Col Flauto”
Organist: Esther Rietschin
© Mauro Garbani
Sind Sie interessiert:
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als Musiker/in, das ganz besondere Potential der Bianchini Orgel zu entdecken, zu erschliessen und auszuschöpfen
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als Musikliebhaber/in, die Stimme dieser einmaligen Orgel als Solo- oder Begleitinstrument im Rahmen von Konzerten mit klassischer Musik, aber insbesondere auch mit traditioneller und innovativer Volksmusik zu hören
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als neugieriger Mensch, die Orgel und deren Erbauer Carlo Bianchini kennenzulernen als Besonderheit von «Berzona gestern und heute» im Rahmen eines für Sie organisierten kulturellen Spaziergangs durch Berzona